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Der Fall ist sperrig. Wahrscheinlich weil Eduard Künnekes Ehefrau einen jüdischen Elternteil hatte, durfte der Komponist nur drei von acht Vorstellungen der Uraufführungsserie dirigieren. Die Spannung in dieser Premiere, der ersten szenischen Produktion nach über achtzig Jahren, ist geballt. Denn wie laviert man sich durch den Rausch dieser Musik? Das muss gut gesungen, ehrlich dirigiert und sollte mit sinnlicher Intelligenz gegen den Staub auf dem Textbuch poliert werden.
Sinnigerweise passgenau zum parallel vor Leipzig stattfindenden Hüpfburgenfestival hat Florian Parbs ein aufblasbares Lustschloss nebst Spiegel über einem Riesenbett und allerlei sich schwellkörperartig aufrichtenden Blumen davor gesetzt. Prompt zieht sich Jeffery Krueger, der als Leutnant Jürgen von Sommerfeld bei einer bewegungsintensiven Mitternachtsgymnastik mit der darauf viel gelöster singenden Miriam Neururer auf dem labilen Untergrund eine Knieverrenkung zu. Barock, die Künneke-Zeit fürs goldig kostümierte und ebenso goldig agierende Ballett, dann die Gegenwart werden im Laufe des Abends dank der Kreationen von Rebekka Zimlich immer glänzender, gelackter und betont lüsterner.
Der Sieg liegt auf der musikalischen Seite. Es ist das Geheimnis von Stefan Klingele, warum seine Auslegung der musikalischen Bearbeitung von Franz Marszalek viel durchsichtiger und geschmeidiger klingt als dessen Einspielung von Das bestens aufgelegte Orchester der Musikalischen Komödie schwelgt in den leider nicht so häufigen pikanten Rhythmen der Entstehungszeit. Für den neuen Ensembletenor Adam Sanchez ist der Part des Schrenk ein Ritt über den Bodensee, den er mit Bravour attackiert und gewinnt, weil er zum Glück nicht alle Fortissimi so heraustrompetet, wie es die üppige Instrumentation eigentlich fordert.
Lilli Wünscher nimmt in der Titelrolle diese künstlerische Forderung zum Duell gerne und beherzt an. Sie stellt sich den Anforderungen dieses Divenparts und ihrem Schrenk auf sinnlicher Augenhöhe. Beide machen letztendlich doch noch vergessen, dass ihre Partien eigentlich nicht ins Feuilleton gehören, sondern in die Rubrik Hochleistungssport.
Und Alexandra Frankmann müsste sich riesig über ihre beiden Protagonisten freuen, die mit Totaleinsatz aus dem groben Textfutter sogar einige Funken von lyrischem Komödiengeist schlagen.