Der Herr bat um den nächsten Tanz. Es war für ihn Dienst. Der Berliner Diplom-Psychologe Helmut Kentler, heute 41, hatte sich als Jungurlauber in das Jugend-Lager Catania auf Sizilien geschmuggelt, um Erfahrungen über den Jugend-Tourismus zu sammeln. Sie führten Buch über alles, was sie hörten und sahen, interviewten Reiseleiter und Urlauber. In 34 anderen Urlaubsstätten wurde mit Fragebogen geforscht.
Aus den elektronisch aufbereiteten Daten über den organisierten Jugend-Tourismus folgerte Kentler: »Es ist, als erscheine der Urlaub in den Augen der Arrangeure des Jugendurlaubs als eine besondere Verführungssituation, vor der die jungen Menschen bewahrt werden müssen.
Um diese These zu erhärten, haben Kentler und seine Mitarbeiter zahlreiche Einzelschilderungen aneinandergereiht. Bei organisierten Frommen wie bei den organisierten Arbeitnehmern gehören vielfach noch Zimmerkontrollen und Ausgangsbeschränkungen zum Urlaubsprogramm der oftmals längst volljährigen Touristen.
Selbst bei Reisen, die von gemeinnützigen Jugend-Tourismus-Unternehmen veranstaltet werden, herrschen strenge Bräuche. In einem. Jugend-Hotel an der Costa Brava, das von Urlaubern der »Altersgruppe 18 bis 25« belegt war, hörte Kentlers vorgeschobener Beobachter früh um sechs den Reiseleiter an eine verschlossene Tür pochen und »Aufmachen! Danach, bei offener Tür und unverminderter Lautstärke: »Ihr fahrt heute nach Hause!
Ein Lagerleiter und drei Lagerhelfer verkörperten hier das »autoritäre System« Kentler : Zum Zapfenstreich um 24 Uhr fanden sie sich pünktlich an besonders beliebten Schleichwegen.
